Zur Person

Persönlichkeiten Sperenbergs

Gerd Süsselbeck

Ehrenbürger, ehem. Vereinsvorsitzender und seit 2018 Ehrenvorsitzender

Zum Herbstfest der Vereine am 3. September 2011 in Kummersdorf-Alexanderdorf, wurde Gerd Süsselbeck die Auszeichnung „Ehrenbürger der Gemeinde“ verliehen.

Aus der Begründung:

Herr Süsselbeck ist ein Bürger, der über Jahrzehnte das gesellschaftliche Leben in Sperenberg mitgestaltet hat. Er war bis zum Jahr 2008 fast 40 Jahre als Gemeindevertreter ehren-amtlich tätig. Seine gesellschaftlichen Aktivitäten beschränkten sich nicht nur auf die Kommunalpolitik, sondern auch in anderen Vereinen.
So war er ein aktives Mitglied im „Aktiv Freibad“, im Karnevalsverein Sperenberg und immer zur Stelle, wo er gebraucht wurde, für Vereine und Kommune, auch bedingt durch seine gewerbliche Tätigkeit.
Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass der Ortsteil Sperenberg und somit die gesamte Gemeinde heute eine Heimatstube präsentieren kann, die sich sowohl als Gebäude wie auch der Räumlichkeiten mit den Ausstellungsexponaten sehen lassen kann. Er hat es verstanden, Leute zu begeistern und Mitstreiter zu gewinnen, um das Haus vor dem Abriss zu retten. In diesem Fall kann man wohl mit recht behaupten, dass durch ihn ein Stück Heimatgeschichte erhalten blieb und im Sinne von Karl Fiedler und Karl-Heinz Schulisch fortgeschrieben werden konnte.

Karl Fiedler (1895 – 1972)

Volksschullehrer, Heimatforscher und Gründer der Heimatstube

Der Name Karl Fiedler ist untrennbar mit der Ortsgeschichte von Sperenberg verbunden. Sein Erbe wirkt bis heute in der von ihm gegründeten Sperenberger „Heimatstube“, aber auch in der heimatkundlichen Forschung seiner Schüler. Aus einer Familie stammend, die seit Jahrhunderten in Sperenberg und Umgebung ansässig war, wurde er hier am 17. August 1895 geboren und hat seinen Lebenslauf auch am gleichen Ort vollendet.
Er war nicht nur ein Volksschullehrer im besten Sinne des Wortes, er war auch in jeder Hinsicht mit seiner Heimat und der hier lebenden Bevölkerung verbunden. Oft kamen seine früheren Schüler/innen zu ihm ins Haus, um sich Rat und Hilfe zu holen. Er kannte alle beim Namen und redete sie immer mit „Du“ an. Er half ihnen, Briefe aus fremden Sprachen zu übersetzt, er hat Formulare ausgefüllt oder ihnen Anträge geschrieben. Keiner hat ungetröstet sein Haus verlassen. Als Volksschullehrer beherrschte er selbstverständlich ein Instrument. Zunächst das Klavier, später die Orgel, die er über lange Jahre in der Kirche spielte. Schon früh schloss er sich dem Teltower Heimatverein an, der danach strebte, die zahlreichen Bodenfunde aus dem Gebiet des alten Teltowkreises in einem speziellen Museum auszustellen.

Die Mitglieder des Heimatvereines waren idealistische Menschen, die das gemeinsame Interesse an der archäologischen Forschungen einte. Ihre Ausgrabungsobjekte waren Hinterlassenschaften aus der Ur- und Frühgeschichte unserer Heimat, von der Steinzeit über die Slawenzeit bis hin zur Zeit der deutschen Ostkolonisation sowie allen damit verbundenen Aspekte der Heimatkunde. Siedlungsgeschichte, Sitten und Gebräuche, Kleidung und Wohnung, Handwerksbräuche und Landarbeit, die Natur in ihrer Vielfalt….. einfach alles wurde mit neugierigen Augen gesehen und zum Teil auch neu entdeckt.

Seit den zwanziger Jahren wurde Karl Fiedler durch heimatgeschichtliche Veröffentlichungen einem großen Leserkreis bekannt.
Hier fand er auch das für seine unermüdliche Forschung geeignete Forum, wo er sein schier unerschöpfliches Reservoir an heimatkundlichem Wissen ausbreiten konnte. Ob Hochzeitsbräuche, Gerichtsbarkeit, die Gipsbrüche in Sperenberg, Teerschweler in Fernneuendorf, Ausgrabungen und Funde in und um Sperenberg, das Schulwesen in alten Zeiten…… die Liste der Gebiete, über die er immer etwas zu erzählen wusste, ließe sich noch lange fortsetzen. Dieses Talent beherrschte er so meisterhaft, dass er jederzeit einen Gast oder ganze Gruppen durch die heimatliche Umgebung führen konnte und dabei ohne zu stocken ganze Lektionen Geschichtsunterricht erteilte.

Es war der einfache Volksschullehrer Fiedler, der den Staub von alten Akten und Pergamenten wegblies und die darunter befindliche Geschichte den Menschen wieder bewusst machte.
Hatte er sich nach 1945 bereits einen Namen als Autor von heimatkundlichen Aufsätzen in der „Märkischen Volksstimme“ gemacht, so wurde er seit 1958 noch bekannter als Redakteur und ständiger Autor des neu gegründeten „Heimatkalenders für den Kreis Zossen“. Bis zu seiner letzten Stunde galt er auch als einer der führenden „Kalendermacher“.

Zu seiner Freude fanden sich in der Gemeinde Sperenberg einige Enthusiasten, die ihm auf Exkursionen und Ausgrabungen folgten und sich mit ihm verbündeten, als es darum ging, in Sperenberg ein kleines Museum zu gründen. So entstand Ende der fünfziger Jahre die „Heimatstube“, die nach seinem Tod von Heimatfreunden weiter betreut wurde. 1981 wurde sie wegen Baufälligkeit geschlossen und konnte erst zehn Jahre später von ehrenamtlichen Helfern mit Unterstützung der Gemeinde in neuen Räumen eröffnet werden.

Den Beitrag „Das Verständnis des Begriffes Heimat im Wandel der Zeit“ von Dr. Karl-Heinz Fiedler, dem ältesten Sohn des Gründers der Heimatstube Sperenberg können Sie hier lesen.

Pharmazierat Karl-Heiz Schulisch (1926 – 2001)

Apotheker, Heimatforscher und Chronist

Am 29. Dezember 1926 erblickte er in Frankfurt/O. das Licht der Welt und verbrachte im Kreise der Familie eine unbekümmerte Kindheit. Seit 1942 in Kummersdorf ansässig, erfasste auch ihn das Räderwerk des Zweiten Weltkrieges. Als Fünfzehnjähriger wird er als Luftwaffenhelfer nach Wannsee kommandiert, mit siebzehn zum Arbeitsdienst eingezogen. Das Ende des Krieges erlebt er als Marinesoldat.
Kaum aus britischer Gefangenschaft heimgekehrt, besuchte er die Zossener Oberschule und legte 1946 sein Abitur ab. Seine nächste Station war die Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Schöneberg. Hier empfing er wichtige Anregungen, die ihm für sein späteres künstlerisches Hobby als Illustrator nützlich sein sollten. Seine nächste Station hieß Greifswald, wo er eine fünfjährige Apothekerausbildung absolvierte. Im März 1953 übernahm Karl-Heinz Schulisch im Alter von 26 Jahren die Leitung der Sperenberger Apotheke.

Die Arbeit hier war ungewöhnlich schwierig, da es an Fachpersonal mangelte. Die Versorgungslage der Apotheke war zur damaligen Zeit derart unzureichend, so das er gezwungen war, stundenlang Arzneimittel in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten ( siehe Beitrag zu Dr. Johanna Schötzau) im Apothekenlabor herzustellen.

Der Apotheker fand Gefallen an der Heimatforschung und war schon bald an den archäologischen Expeditionen seines Mentors Karl Fiedler beteiligt. Bald wurde er auch zu größeren Grabungen herangezogen. Das erste Objekt war eine Notbergung auf den bronzezeitlichen Hügelgräberfeld von Fernneuendorf. Es folgten Untersuchungen eines germanischen Kalkofens und einer mittelalterlichen Teerschwelersiedlung am Neuendorfer See. Damit war ein archäologisches Fundament gelegt, das in den folgenden Jahren die Basis für viele heimatkundliche Aktivitäten bildete.

Im Jahre 1958 wurde im Kreis Zossen die alte Tradition der Teltower Kreiskalender wieder ins Leben gerufen. Die neue Reihe bekam den Titel „Heimatkalender für den Kreis Zossen“. Bereits die erste Ausgabe enthält verschiedene Illustrationen von Karl-Heinz Schulisch.
Nach wie vor galt sein Interesse der Archäologie. Erinnert sei an die Verlegung einer Wasserleitung in Sperenberg, deren Graben einen Idealschnitt einen Aufbau der Bodenschichten lieferte. Daraus leiteten Fiedler und Schulisch einen gemeinsamen Beitrag für den Heimatkalender 1962 ab. Ein weiteres Objekt waren 1966/67 die Grabungen auf dem Sperenberger Kirchehügel. Dabei konnten sie nachweisen, das die Ortsgründung in das 12. Jahrhundert datiert.
In Gemeinschaftsarbeit entstand ein durch Karl-Heinz Schulisch reich illustriertes Schreibmaschinenmanuskript mit dem Titel Der Kirchenhügel zu Sperenberg. Es erschien in einer Auflage von 10 Stück, was für damalige Verhältnisse eine beachtliche Leistung darstellte.In den kommenden Jahren seiner aktiven Heimatforschung erschienen viele Publikationen, die er mit fundierten Kenntnissen in diversen Artikel und Beiträgen ergänzte und bereicherte. 500 Jahre Sperenberg (Konzeption für die Feierlichkeiten, Beiträge in der Festbroschüre) sowie Artikel über Wilhelm Gläser (anlässlich seines 150. Geburtstages) oder dem Kloster St. Gertrud Alexanderdorf sind nur einige davon. Im Mai 2000 übergab Karl-Heinz Schulisch ein umfangreiches und sorgfältig recherchiertes Konzept über die Geschichte der Sperenberger Gipsbrüche seiner Heimatstube.
Am 21. Januar 2001 schloss der Pharmazierat Karl-Heinz Schulisch die Augen für immer. Mit ihm verliert nicht nur der Förderverein Heimatstube Sperenberg einen exzellenten Heimatforscher, Illustrator, Poeten, Sammler, Wanderführer und Referenten.

Prof. Adele Stolte

„Botschafterin deutscher Hochkultur“

Mit ihren großen Erfolgen als Oratorien- und Konzertsängerin gilt die in Sperenberg geborene Adele Stolte-Iwer als eine der bedeutendsten Bachinterpretinnen und profilierteste Konzert- und Oratoriensängerin der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts. Als Honorarprofessorin und Lehrbeauftragte an der Berliner Universität der Künste erleichterte sie es zwischen 1992 und 2005 vor allem ausländischen Studierenden, den Zugang zu deutscher Sprache und vor allem zur Musik zu finden.
Für ihre musikalischen und musikpädagogischen Verdienste wurde ihr 2007 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Frau Stolte-Iwer wohnt und musiziert seit 1945 in Potsdam. Mit großem Engagement fördert sie Musiker in der Singakademie, dem Oratorienchor und der Kantorei an der Erlöserkirche, wo sie gleichzeitig auch Ehrenvorsitzende des Fördervereins ist. 1999 gründete sie den „Neuen Kammerchor Potsdam“.

Zur Biographie „Ich bin vergnügt mit meinem Glücke“

Dr. Johanna Schötzau (1916 – 2002)

Vorbild im Leben und im Glauben

Johanna Schötzau wird am 18. Oktober (…) in Berlin geboren und entstammt einer Familie mit
sehr ausgeprägten Charakteren. Die Mutter war schon vor dem Ersten Weltkrieg Mitglied der Kommunistischen Partei, dennoch wurden ihre Kinder evangelisch getauft. Begabtenförderung ermöglichte der jungen Johanna das Medizinstudium. Da sie Kinderärztin werden wollte, wurde ihr ein Landpraktikum empfohlen.

Die junge Ärztin findet bald ein sehr positives Verhältnis zum benediktinischen Gotteslob und zu der 30 Jahre älteren Priorin der Benediktinerinnenabtei St. Gertrud in Alexanderdorf. Diese Verbindung wurde ihr so wichtig, dass der Traum von einer Ausbildung zur Kinderärztin zurücktrat.

1949 wird Johanna Schötzau Benediktineroblatin

Die Menschen in den Dörfern, die Schwestern des Klosters und viele Klostergäste erfuhren auf diese Weise ihre kompetente Hilfe und Zuwendung. Sie gewann in Sperenberg und Umgebung viele Freunde, denn sie sah in jedem Menschen das Gute. Bei allem verdrängte sie aber auch die Realität des Todes nicht: Sie ließ nie einen Patienten sterben ohne einen evangelischen oder katholischen Pfarrer ans Bett zu holen.

Ihre Arbeit als Ärztin war in den ersten Nachkriegsjahren sehr schwierig. 1951 wurde sie Leiterin des Sperenberger Landambulatoriums, das sie selbst aufgebaut hatte. Der Pharmaziegroßhandel konnte damals nicht alles was benötigt wurde liefern. Daraufhin begann eine enge Zusammenarbeit mit dem Pharmazierat Karl-Heinz Schulisch, dem damaligen Leiter der Sperenberger Apotheke, um aus den vielen quantitativen und qualitativen Engpässen das Beste zum Wohle der Patienten zu machen. Später erhielt sie für ihre Arbeit den Titel „Verdienter Arzt des Volkes“ verliehen.

Sie liebte das Leben, war offen für für wissenschaftliche und künstlerische Fragen und dankbar für alles Schöne, besonders für die Musik, die Natur, Fotographie und Literatur. Mit dem Schriftsteller Heinrich Alexander Stoll verband sie eine langjährige Freundschaft. Seit frühester Jugend gehörte sie dem Verein der Wandervögel an.
Als Mitglied des Fördervereins Heimatstube Sperenberg e.V. nahm sie rege am Vereinsleben teil. Es war das Fest der heiligen Hildegard, der hochbegabten Äbtissin des Mittelalters, an dem viele Menschen von Dr. Johanna Schötzau Abschied nahmen.
Das Vorbild ihres Lebens wird noch lange leuchten.

Bartholomäus Krüger (geb.um 1540 – gest. nach 1587)

Verfasser des Volksbuches „Hans Clauerts werklichen Historien“

Als Martin Luther noch lebte, wurde in Sperenberg ein Kind geboren, das auf den Namen Bartholomäus Krüger getauft wurde. Er machte sich später durch sein literarisches Werk einen Namen. Krügers Ruhm als bedeutender humanistischer Dichter und Schriftsteller hält dank seiner Schwanksammlung „Hans Clawerts Werckliche [sonderbare, wundersame] Historien“ bis heute an.

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Wilhelm Glaeser (1849 – 1931)

Schmiedemeister und Erfinder

Wer heute ein Loch in die Wand bohrt, der denkt dabei wohl kaum an Wilhelm Gläser, dessen überragende Leistung nichts Geringeres als die Erfindung des Spiraldrallbohrers war. Dieses Werkzeug, das heute in Haushalt wie Industrie einfach unentbehrlich ist, geht auf seine Idee zurück.
Auf Industrieausstellungen in den Jahren 1903 bis 1908 wurde seine Erfindung mit Preisen und Medaillen überhäuft.
Er war ein Mann, der sein Leben in Mühe und Arbeit verbracht hat. Alle seine Erfindungen zeichneten sich durch Zweckmäßigkeit aus, alle spiegeln den Wunsch des Meisters wieder, ein Helfer der Menschheit zu sein.

Wilhelm Glaeser wurde als Sohn eines Schmiedemeisters in Vietz, Kreis Landsberg, geboren. Die Lebensverhältnisse der Familie waren so dürftig, dass Wilhelm schon in der Kindheit mitverdienen musste. Der Vater hatte ihm eine Stelle als Hütejunge besorgt. An einen geregelten Schulunterricht war deshalb nicht zu denken und nur in den Wintermonaten konnte der Knabe die Gelegenheit nutzen, sich im Lesen und Schreiben zu üben. Nach Beendigung seiner Ausbildung als Schmied begab sich Wilhelm – der damaligen Sitte folgend – auf die Wanderschaft. Dabei lernte er die Gepflogenheiten des Schmiedehandwerks in den verschiedensten Gegenden Deutschlands kennen. Das unfreie Leben als Schmiedegeselle behagte ihm aber auf Dauer nicht. Er trug sich deshalb mit Auswanderungsplänen nach Amerika.

Zu dieser Zeit (1878) erreichte ihn eine Nachricht aus Sperenberg, wo seine Schwester als Frau eines Schmiedemeisters lebte. Ihr Mann war plötzlich verstorben und sie bat den Bruder, die Schmiede zu übernehmen. Er folgte dem Ruf und wurde mit dreißig Jahren Schmiedemeister in Sperenberg, wo ihm die Schwester den Haushalt führte. An Aufträgen mangelte es dem jungen Meister nicht, denn in Sperenberg begann damals der industrielle Abbau des Gipsgesteins. Speziell für das Niederbringen der Tiefbauten wurde viel technisches Gerät eingesetzt, wodurch es auch für die Schmiede reichlich Arbeit gab. Wilhelm verdiente gut und konnte sich Am Niederfließ 1 ein neues Wohnhaus mit Werkstatt errichten.

Der Hausbau erschöpfte sein Barvermögen. Er suchte nach neuen Wegen, um wieder zu Geld zu kommen. Abends saß er oft beim Schein der Petroleumlampe am Reißbrett und konstruierte einen neuen einscharigen Schälpflug, der sich bald großer Beliebtheit erfreute. So wandte er sich an einen Maschinenfabrikanten der bereit war, ihm eine bestimmte Summe für die Produktion vorzustrecken und sich um den Absatz zu kümmern. Dieser Vorschuss wurde als Hypothek auf sein Haus in das Grundbuch eingetragen, doch bald stellte sich heraus, dass ein Vertreter der Maschinenfabrik den Schmied betrogen und dessen Erfindung einfach an andere Schmiede verkauft hatte.

Wilhelm war zwar ein intelligenter Konstrukteur, aber aus der Vermarktung seiner Erfindungen konnte er kaum Kapital schlagen. Die gleiche Erfahrung machte er mit seiner Erfindung neuer Kartoffelaushebepflüge. Am 12. Mai 1882 wurde ihm für diese Innovation das Patent erteilt.

Besonders tragisch erging es ihm aber als Erfinder des
Drallbohrers mit bis um den Schaft geführtem Drall und um den Schaft gelegten Flachfedern.

Die aufblühende Industrie der Gründerjahre war ohne den Einsatz leistungsfähiger Werkzeuge und Maschinen undenkbar. Die Firma Robert Stock aus Berlin begann damals mit der Vorbereitung der Großserienfertigung von gefrästen Bohrern aus einem Stück. 1896 stieg der Absatz an Bohrern dermaßen an, dass Stock die Bohrerfertigung als autarkes Unternehmen ausgliederte.
konnte.
Anders war die Lage in der Dorfschmiede von Wilhelm Gläser. Der Meister hatte lange getüftelt und ebenfalls einen Bohrer entwickelt, der in seiner Schmiede mit einer vollkommen anderen Technologie als der Stock’sche Bohrer gefertigt werden konnte. Gläser beantragte um 1900 für seinen Bohrer die Eintragung in die Gebrauchsmusterrolle des Kaiserlichen Patentamtes unter dem Titel „Drallbohrer mit bis zum Schaft geführtem Drall und um den Schaft gelegten Flachfedern“.
Aus dem Titel ist ersichtlich, dass Gläser seinen Bohrer aus drei Teilen, nämlich aus einem Schaft und zwei Flachfedern fertigte.

Das ein Dorfschmied es wagte, mit diesem Bohrer gegen die starke Konkurrenz der Industrie anzutreten, lässt auf den Mut und das Selbstvertrauen des Erfinders schließen. Im Zeitraum 1903-1908 präsentierte Wilhelm Gläser auf verschiedenen Ausstellungen auch seinen Bohrer und wurde für seine Leistungen mit Urkunden und Medaillen geehrt. Nach anfänglichen Verkaufserfolgen musste er jedoch schmerzlich zur Kenntnis nehmen, dass seine Technologie der Bohrerfertigung gegen eine industrielle Serienfertigung keine Chance hat.
Und so wundert es nicht, dass in der Gebrauchsmusterolle des Kaiserlichen Patentamtes für den „Drallbohrer mit bis zum Schaft geführtem Drall und um den Schaft gelegten Flachfedern“ am 06. August 1903 unter der Bild Nummer 20 6847 durch Zeitablauf erloschen, vermerkt ist. Exemplare der Gläserschen Bohrer sind als Exponate in der Heimatstube Sperenberg zu besichtigen.

In späteren Jahren gelang ihm auch noch die Entwicklung von speziellen Halteketten für Rinder, die im Notfall (z.B. bei Feuer) durch einfachen Hebeldruck schnell zu öffnen waren. Auch mit Eisenbahnkupplungen, die das gefahrvolle Arbeiten der Rangierer erleichtern sollten, hat sich der einfallsreiche Schmied beschäftigt. Doch dieses Vorhaben sollte er nicht mehr vollenden.
Am 09. August 1931 verstarb Wilhelm Glaeser im Alter von 81 Jahren.
Sein Sohn Arnold Glaeser hatte den Schlosserberuf erlernt und betrieb nunmehr in der Schmiede eine Schlosserei. Auch er war ein tüchtiger Handwerker, der sich in der Gemeinde zeitlebens großer Beliebtheit erfreute.