Wissenswertes zur Ortsgeschichte
Die folgenden Informationen entstammen dem Buch "Sperenberg-Fernneuendorf" von Peter Bieler
sowie der Festschrift "500 Jahre Sperenberg - 1495 bis 1995"
Der Sperenberger Heimatforscher Karl Fiedler (1895-1972) und sein Nachfolger Karl-Heinz Schulisch (1926-2001) erbrachten den Beweis dafür, dass bereits in der mittleren und jüngeren Steinzeit Menschen im Raum Sperenberg lebten.
Die günstigen Verhältnisse von Wasser, Wiesen, Wald und Ackerland, boten dafür gute Voraussetzungen. So gab es hier in der Bronze- und Eisenzeit Siedlungen, von denen wertvolle Bodenfunde (Märkisches Museum Berlin) sowie Exponate in unserer Heimatstube Zeugnis geben können.
Die Ortslage Sperenberg selbst wurde im 12. Jahrhundert am Fuß einer Burg besiedelt, die sich auf dem „Schlossberg“ befand, der aber leider in den zwanziger Jahren dem Gipstagebau zum Opfer fiel. Zu dieser Besiedlung gehörten auch die späteren Dörfer Fernneuendorf, Kummersdorf, Gadsdorf, Rehagen und Klausdorf.
Das Sperenberger Ländchen gehörte damals zur Niederlausitz und unterlag dem Kirchenrecht des Bistums Meißen, was die „Meißner Bistumsmatrikel“, in der Sperenberg 1495 eine erste schriftliche Erwähnung fand, belegt.
Der Teltower Archäologe Dr. Karl Hohmann wies bereits 1931 auf die mittelalterliche Zentralfunktion Sperenbergs hin. So mussten die Bewohner der umliegenden Dörfer damals mangels eigener Kirche den Gottesdienst in Sperenberg besuchen. So wurde für die ständig wachsende Besucherzahl 1753 ein neuer Barockkirchenbau nötig.
Durch den Erhalt der Kirchenstruktur und vor allem durch die Entwicklung von Industrie, Militär, Handwerk und Landwirtschaft wurde Sperenberg ein wirtschaftliches Zentrum, zu einem „Dorf mit städtischem Charakter“.
Sperenberger Anger
Bereits um 1250 muss der Abbau größerer Mengen Gipsgesteins begonnen haben, denn die Mönche des nahe gelegenen Kloster Zinna verwendeten diese damals schon zum Bau ihrer Kirche.
Im 16 Jh. wurde bereits derart viel Gips versand, das ein Hamburger Reeder zum Dank für gute Geschäfte der Sperenberger Kirche vier Messingleuchter schenkte.
Um 1860 hatte Sperenberg von allen Orten des Teltow die größte Anzahl an gewerblichen und wirtschaftlichen Gebäuden, die Ausdruck einer zunehmenden Industrialisierung des Ortes war. Am 15.09.1871 entstand hier das tiefste Bohrloch der Erde!
Da es aber Probleme bei der Trinkwasserversorgung durch den Gipsabbau gab, erhielt der Ort bereits 1911 eine zentrale Trinkwasseranlage.
Durch eine am 5. August 1856 wütende Feuersbrunst wurde Sperenberg fast völlig eingeäschert.
Nach dem Wiederaufbau erhielt der Ortskern ein neues Aussehen, das sich in seiner Grundform bis heute erhalten hat.
Seit 1722 wurde in Sperenberg auch Schule abgehalten, doch die ständig wachsende Anzahl Schüler machte einen Schulneubau nötig, der 1859 abgeschlossen wurde. Doch auch dieser war nach kurzer Zeit schon wieder zu klein, so dass vor dem ersten Weltkrieg ein neues Schulgebäude an der Hauptstraße errichtet wurde, das heute das Museum „Heimatstube-Sperenberg“ beherbergt.
1898 würdigt Theodor Fontane Sperenberg in einer Zeile seines Gedichts „Land Gosen“.
Am 15.10.1875 wurde die Königliche Militäreisenbahn zwischen Berlin-Schöneberg und dem Schießplatz Kummersdorf eröffnet. 1900 entstand ein repräsentatives Bahnhofsgebäude und 1892 die Übungsbahn zum Schumka-See, auf der die Eisenbahnpioniere im Feldbahnbau ausgebildet wurden.
1907 – Der Truppenübungsplatz und die Heeresbahnanlage werden weiter ausgebaut, was den kleinstädtischen Charakter Sperenbergs durch die Ansiedlung zahlreicher Handwerker noch mehr prägte.
Für die gefallenen Eisenbahnpioniere 1914/18 wurde 1929 am Schumka-See ein Denkmal in Form einer Pyramide errichtet. 1998 erfolgte die endgültige Stilllegung des Personenverkehrs auf der Strecke Zossen-Sperenberg-Jüterbog.
Seit 2003 wird sie von der Erlebnisbahn GmbH & Co. KG betrieben.
1908 lies sich erstmalig ein praktischer Arzt in Sperenberg nieder, und 1921 öffnete im Ortskern eine Apotheke, die dann ab 1929 als „Ahorn-Apotheke“ in der Zossener Straße zu finden war.
Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1921 gegründet, aber erst in den Dreißiger Jahren bekam sie ein Feuerwehrauto, denn bisher arbeitete man nur mit zwei Handspritzen und einem Pferdegespann.
1931 konnte die traditionsreiche Chorgemeinschaft „Lyra“ bereits ihren 50. Geburtstag feiern.
In der Goethestraße entstand 1950 ein neues Schulgebäude, in dem ab 1956 Schüler aus zehn umliegenden Gemeinden unterrichtet wurden.
1951 wurde mit dem Aufbau eines Landambulatoriums begonnen, zu dem Anfangs zwei praktische Ärzte und ein Zahnarzt gehörten.
1965-67 erlebte die Kirche einen Teilumbau und eine grundlegende Rekonstruktion, bei der Skelettfunde sowie Fundamente der ersten christlichen Kirche Sperenbergs aufgedeckt wurden.
Lange schon gab es am See eine Badestelle, doch nur dem Engagement örtlicher Handwerker und Bürger verdankte das Freibad Sperenberg seine Entstehung, die am 1. Mai 1971 mit der feierlichen Einweihung von Eiscafe und Seeschänke im Rahmen eines Strandfestes ihren Höhepunkt fand.
Ebenfalls 1971 feierte der Gesangsverein auf der neu erbauten Freilichtbühne am ersten Tiefbau seinen 90. Geburtstag. Am 14 Juni 1957 eröffnete die Heimatstube zuerst im Gebäude der alten Dorfschmiede und zog dann 1991 in das alte Schulgebäude um.
Fernneuendorf wird 1974 Ortsteil von Sperenberg.
Auf Grund der politischen Veränderungen im Land konnte 1990 eine Partnerschaft mit der Gemeinde Borchen begonnen werden. Seinen 500. Geburtstag feierte Sperenberg 1995 und im Jahre 2001 begann die Sanierung und Renovierung der Kirche, um zwei Jahre später ihr 250. Jubiläum feiern zu können.
Nach der Grundsteinlegung für den Dorfbackofen vor dem Freibad am 28.02.2003, konnte dieser im Sommer 2003 erstmalig angeheizt werden. Seit dem finden dort regelmäßig unsere beliebten Backtage statt, an denen frisches Brot und Kuchen angeboten wird.